Villa Kertzscher - Gießerstraße 2 (ehemals Dresdner Straße 56)

Die Villa mit der heutigen Adresse Gießerstraße 2, war früher die Dresdner Straße 56. Gebaut wurde sie 1863 im klassizistischen Stil von Eduard Kertzscher, der kurz zuvor den Standort der Eisengießerei von den Gebrüdern Lechla übernommen hatte. Gemeinsam mit dem Maschinenbauer Benndorf erweiterte er die 1857 von Huster & Höhne gegründete Eisengießerei. Die Villa wurde dabei vorrangig als Kontor genutzt,  die oberen Räume später auch vermietet.

Die Frankenberger Bürger haben am 20. Juni 1864 das Körnerkreuz auf dem Haustein (Harrasfelsen) bei Braunsdorf  eingeweiht. Dessen Inschrift lautet: „Dem Sänger und Helden Theodor Körner. Die Bewohner von Frankenberg/Sa. zur Erinnerung an den 26. August 1863.“ - seinem 50. Todestag.
Gefertigt wurde es von der Eisengießerei Kertzscher in Chemnitz.

Nachdem 1872 die Eisengießerei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, hieß sie sich nun „Vulcan AG“. 160 Mitarbeiter waren hier beschäftigt. 1906 musste die Firma Konkurs anmelden und die Villa kam an die Stadtgemeinde.
Im Zuge der Umgestaltung des Fabrikgeländes bis 1911 legte man genau neben der Villa eine neue Straße an - die Gießerstraße. Durch den Ausgleich des Höhenunterschiedes zur Dresdner Straße liegt der Eingang der Villa nun unterhalb des Straßenniveaus. Nach Abschluss der Bauarbeiten konnte das Haus von der Stadt wieder vermietet werden. Im Erdgeschoss befand sich bis 1918 die Holzmalerei Mey und die Präzisions- Werkzeugmaschinenfabrik „Max Röber & Co. GmbH. Von 1920 bis 1945 war das Haus an die Schuhhandlung und Werkstadt Strobel vermietet.

Nach dem Krieg wurde die Villa zu Wohnzwecken umgebaut und Familien zogen hier ein. Da am Haus in den Folgejahren kaum Modernisierungsmaßnahmen vorgenommen wurden, konnte die Villa bald nicht mehr mit dem besseren Lebensstandard mithalten. Nach der Wende gehörte das Haus nun der GGG und bald war nur noch die obere Etage bewohnt und die Räume im Erdgeschoss wurden bis 1994 vom DRK für Schulungszwecke genutzt.

 

Am 07. Juli 1994 kam mit dem Kauf durch das Bistum Meißen auch für diese Villa die Wende. Hier sollte demnächst das neue Domizil der Missionarinnen der Nächstenliebe sein. Der von Mutter Teresa 1950 gegründete Orden hatte 1983 mit einer Ausnahmegenehmigung seine erste Niederlassung in der DDR in der Markusstraße eröffnen dürfen. Nun sollten der Gemeinschaft mehr Räume zur Verfügung gestellt werden. Doch bis dahin gab es noch viel zu tun. Bis Oktober 1995 wurde gebaut und modernisiert.

Auch die Missionsschwestern packten dabei tatkräftig zu. Bereits im Februar 1995 konnten die Schwestern von der alten Mission in der Markusstraße in die bis dahin fertigen Räume einziehen. Am 4. März 1995 wurde die erste Etage eingeweiht und am 10. Oktober folgte schließlich die Einweihungsfeier für das ganze Haus

Auch heute kümmern sich die vier Ordensschwestern aufopferungsvoll um sozial Benachteiligte, Alte und Kranke. Sie begleiten Sterbende auf ihrem letzten Weg. Sie betreiben eine kleine Suppenküche und verteilen Lebensmittel an Bedürftige.

Unvergessen für die Mission sind die Besuche der Ordensgründerin Mutter Teresa vom 27. bis 29 September 1984 und am 18. und 19. März 1988 in Chemnitz.

 

Bildquelle: 1,3,4, Schwestern der Nächstenliebe
                   2,5 - 7, Petra Habelt

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